Schule ist als Ort des Lehrens und Lernens Hilfe, das Leben zu lernen. Sie will Kindern und jungen Menschen helfen, dass sich ihr Leben entfalten kann. Junge Erwachsene sollen lernen, selbst zu gestalten in Freiheit und Verantwortung. Schulseelsorge will helfen, dieses Ziel zu erreichen. Das, was wir Schulseelsorge nennen, steht also nicht außerhalb dessen, was täglich in Schule stattfindet, sondern ist Bestandteil schulischen Lebens. Schulseelsorge ist nicht ein zusätzliches Angebot unserer Schule, sondern selbstverständlicher Bestandteil. Haben wir es doch hier vor Ort mit einer Schulgemeinde zu tun. Zu dieser Schulgemeinde, die den Namen der Heiligen Ursula trägt, gehören etwa 600 Schülerinnen und Schüler, knapp 40 Lehrerinnen und Lehrer, sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung und anderen Bereichen. Darum ist Schulseelsorge nicht nur Seelsorge an oder für Schülerinnen und Schüler, sondern steht im Dienst all der genannten Personen und Gruppen.
Darin liegt eine große Chance. Denn die genannten Personen und Gruppen halten sich täglich in unseren Gebäuden auf. Die gesamte Schulgemeinde begegnet sich jeden Tag. Das unterscheidet uns etwa von einer Pfarrgemeinde.
Gleichzeitig liegt hier auch eine Schwierigkeit. Das Zusammensein der Schulgemeinde begrenzt sich in der Regel auf den Vormittag. Für einige Klassen geht der Unterricht bis zum Nachmittag. Außerhalb der genannten Unterrichtszeiten ist es schwer, Schülerinnen und Schüler zu zusätzlichen Angeboten in die Schule einzuladen.
Im Rahmen unserer Schule haben wir die Möglichkeit, kirchlich, religiös, seelsorglich tätig zu sein. Was wir in diesem Rahmen tun, ist an manchen Stellen sicher sehr unscheinbar, deswegen aber nicht weniger wirkungsvoll. Einige Möglichkeiten, die wir nutzen, seien hier genannt:
Schülerinnen und Schüler
Da ist zunächst die Gruppe der Schülerinnen und Schüler. Christ ist man nie allein, Christ-sein lebt man in Gemeinschaft mit anderen. Dies kommt u.a. im täglichen Schulgebet zu Beginn der ersten Stunde und am Anfang einer Religionsstunde zum Ausdruck.
Die regelmäßige Teilnahme an den verschiedenen Gottesdienstformen ist verpflichtender Bestandteil unseres Schullebens.
Ein- bis zweimal pro Schulhalbjahr finden Jahrgangsstufenmessen statt, die von Schülern für Schüler vorbereitet werden.
Jeder Klassenlehrer bereitet einmal pro Halbjahr mit seiner Klasse einen Klassenlehrerwortgottesdienst vor, den er selbst auch leitet. Dabei kann deutlich werden, dass das Zeugnis unseres Glaubens nicht nur das Anliegen des Schulseelsorgers oder des Religionslehrers ist, sondern dass alle Kolleginnen und Kollegen sich unserer christlichen Zielsetzung verpflichtet fühlen.
Das Kirchenjahr und das Schuljahr spiegeln sich in Gottesdiensten zu unterschiedlichen Anlässen wieder:
Zum Schulwechsel zu Begin der Erprobungsstufe findet ein Einschulungsgottesdienst statt. Weitere wichtige Anlässe sind unser Patronatsfest, das Ursula-Fest, der Aschermittwoch und die Schulentlassung der Klassen 10.
Das neue Kalenderjahr stellen wir durch die Haussegnung mit den Sternsingern unter den Segen Gottes.
Dem für uns wichtigen Anliegen der Gemeinschaft aller Christen tragen ökumenische Gottesdienste zum Schuljahresende und im Advent Rechnung.
Am letzten Sonntag des Schuljahres findet ein Familiengottesdienst mit anschließendem gemeinsamem Mittagessen statt.
Für Schülerinnen und Schüler, die in der großen Pause nicht nur Auslauf und frische Luft, sondern Ruhe und Entspannung suchen, bieten wir in Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen des St.-Ursula-Gymnasiums zweimal in der Woche Meditationen im ansprechend gestalteten Meditationsraum an.
Um Schülerinnen und Schülern auf der Suche nach Identität und Lebensorientierung Hilfen anzubieten, werden in Klasse 10 Orientierungstage innerhalb unseres Schul-Fahrtenprogramms angeboten.
Nach Absprache steht der Schulseelsorger zu Einzelgesprächen zur Verfügung.
Lehrerinnen und Lehrer
Schulseelsorge versteht sich auch als Angebot an Lehrerinnen und Lehrer. Dieser Bereich ist in der Vergangenheit häufig zu kurz gekommen. Hier gilt es, Ideen und Phantasie zu entwickeln, wie dieser Bereich ausgebaut und gestaltet werden kann.
Im Rahmen der Pastoral haben wir mit dem Kollegium bereits eine Tagung zum Thema „Schulseelsorge” gehalten. Bei dieser Tagung ging es auch um die Frage des eigenen Standpunktes. „Wo stehe ich in der Kirche?” „Welchen Lebens- und Glaubensweg bin ich gegangen?” „Wie sieht es mit meiner eigenen Seele aus?” „Bin ich mir selbst ein guter Seelsorger?”
Von diesen Fragen ausgehend haben wir dann Ausschau gehalten nach dem, was an religiösem Leben in unserer Schule möglich und wünschenswert ist.
2000 wurde erstmals ein Gottesdienst für die verstorbenen Angehörigen unserer Schulgemeinde mit den Kollegien beider Schulen und dem Konvent der Ursulinen gefeiert.
Möglichkeiten und Chancen
Zunächst einmal sei gesagt, dass wir in unserer Schule die gleichen Schülerinnen und Schüler, Mütter und Väter, Lehrerinnen und Lehrer antreffen wie in den Gemeinden auch. So sind auch die Schwierigkeiten ähnlich.
Die Chancen und Möglichkeiten seien hier kurz genannt:
Wir haben als Schule die Möglichkeit – gerade im Religionsunterricht – eine Verbindung zwischen Religion und Glaube einerseits und dem alltäglichen Leben andererseits deutlich zu machen.
Wir haben die Möglichkeit, die Feier des Gottesdienstes so zu vermitteln, dass Schülerinnen und Schüler erfahren, dass Gottesdienst, Gebet und Meditation mit unserem alltäglichen Leben zu tun haben.
Wir haben die Möglichkeit, Konflikte auf den Grundlagen christlicher Wertvorstellungen zu bewältigen und zu lösen. Dabei sind Erfahrungen wie Annehmen der eigenen Person und der Person des anderen und die Erfahrung von dem, was wir „Vergebung” nennen, besonders wichtig.