“Hallo, mein Name ist Ngongokiki”, sagt der ältere, durchaus mitteleuropäisch aussehende Herr und die Schülerinnen und Schüler der St.-Ursula-Realschule müssen erst einmal staunen. “Ngongokiki” ist ein indonesicher Stammesname. In der deutschen Wirklichkeit handelt es sich um Pater Dr. Hermann May, der seit über 30 Jahren als Missionar auf der indonesischen Insel Sumba lebt und arbeitet.
Dort betreut er unter anderem das Schul-Projekt “Asrama berdikari” der St.-Ursula-Realschule, dem auch die Einnahmen des diesjährigen Ursula-Festes zufließen. Der Bau einfacher Wohnheime ermöglicht vielen Mädchen erst den Schulbesuch. “Dank dieses Geldes haben viele Mädchen auf Sumba eine eigenständigere Zukunft”, sagte Pater May bei seinem Treffen mit den Schülerinnen und Schülern.
Clans und Stämme bestimmen das Leben
Dabei konnte der Redemptoristenpater den Jugendlichen einen sehr lebendigen Einblick in das Leben auf Sumba geben. Viele Menschen in den Dörfern leben noch in der Steinzeit, in der Schule lernen die Kinder aber den Umgang mit dem Computer. “Das Leben wird oft noch bestimmt durch Clanzugehörigkeiten und Stammeskultur”, berichtete Pater May: “Eheschließungen werden schon manchmal vor der Geburt beschlossen. Die Kinder haben dann keine Wahl.”
Das könnte sich die 12-jährige Vanessa nicht vorstellen: “Ich glaube, ich würde weglaufen.” Das tun wohl auch einige junge Frauen und Männer, “aber letztlich”, so Pater May, “fügen sich viele doch den Traditionen und der Familie.” Vor allem die Mädchen hätten es schwer. Deshalb sei eine Ausbildung für sie auch sehr wichtig, so Pater May: “Nur Mädchen mit einer Schulbildung haben eine Zukunft, sind eigenständiger und können auch mal ‘Nein’ sagen.”
Wie so eine Stammeshochzeit dann abläuft, zeigte May den Schülerinnen und Schülern auch. Einige Jungen und Mädchen probierten einen Kain-Sarung, ein besonderes Gewand oder eine Kapota, das traditionelle Kopftuch, an. “Mit diesem Treffen ist für die Schülerinnen und Schüler die Kultur auf Sumba sicher etwas greifbarer geworden und sie können nun einen Bezug zu dem herstellen, wofür sie bei vielen Aktionen Geld sammeln”, sagte der 2. Konrektor Rudolf Schmidt, der das Sumba-Projekt an der St.-Ursula-Realschule leitet.
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